Bei bestem Sommerwetter veranstaltete die Wegeraine AG am Samstag ihre Radtour rund um Naturschutz und Biodiversität – diesmal organisiert vom Landvolk Weserbergland und Kreis-Landwirt Dieter Wilharm-Lohmann unter dem Motto „Energietour“.


Die erste Station rund um Stadthagen führte die Teilnehmer zur Halde am Georgschacht. Hier erläuterte Jörg Janning von der Projektgruppe Georgschacht des Vereins BürgerEnergie-Wende Schaumburg e.V. das Solarprojekt „Von der Kohle zur Sonne“. Ziel des Projekts ist es, die Halde sowie das umliegende Georgschachtgebiet großflächig für die Fotovoltaik zu nutzen, und dabei gleichzeitig die für den Gewässerschutz notwendige Abdichtung der belasteten Flächen zu erreichen. Nach Überzeugung Jannings eignen sich die Flächen für diese Art der Energieerzeugung gut. Dadurch vermeide man die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen und biete gleichzeitig auch Agrarumweltmaßnahmen mehr Raum.
Weiter ging es zur Biogasanlage am Georgschacht. Mitbetreiber und Landwirt Wilhelm Eickenjäger erläuterte den Teilnehmern die Funktion der in 2006 in Betrieb genommenen Anlage. „Gefüttert“ wird sie sowohl mit Energiemais als auch mit Gülle aus umliegenden landwirtschaftlichen Betrieben, die den Gärrest dann als wertvollen Dünger wieder in ihren Betrieb aufnehmen. Mit der Abwärme aus der Stromerzeugung wird unter anderem das Tropicana Stadthagen beheizt. Biogaserzeugung ist eine sehr flexible erneuerbare Energie, weil Strom immer dann erzeugt werden kann, wenn er gebraucht wird – unabhängig von Sonne und Wind. Im Gegensatz zum angestrebten Ausbau der Solarenergieerzeugung auf Freiflächen bleiben die Flächen weiterhin landwirtschaftlich nutzbar und werden nicht überbaut.
Schließlich konnten sich die Teilnehmer einen Eindruck über den Stand der Umsetzung des Maßnahmenpakets „Der Niedersächsische Weg“ verschaffen. Auf dieses Maßnahmenpaket zur Förderung des Naturschutzes und der Biodiversität haben sich in 2020 die damalige Landesregierung, Umweltverbände und Landwirtschaft verständigt. Anhand eines Gewässerrandstreifen erläuterte Henrik Brunkhorst, Landwirt aus Schaumburg und Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen e.V., die Defizite bei der Umsetzung. Eigentlich sollten die Landwirte für den Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz an Gewässern längst eine Vergütung erhalten. Diese lässt aber auf sich warten. Obwohl viele Landwirte den Niedersächsischen Weg als Konsenslösung mittragen, sorgt das Umsetzungsdefizit inzwischen zunehmend für Frust. Achim Pohl, Vorsitzender des Landvolks Weserbergland im Landkreis Schaumburg, bringt es auf den Punkt: „Auch die ökologischen Stationen im Land sollen laut dem Maßnahmenpakt profitieren. Diese hat man sehr schnell mit weiterem Personal versorgt. Mit der Finanzierung von konkreten Maßnahmen, die Natur- und Artenschutz unmittelbar nützen, lassen sich die Ministerien aber viel Zeit.“ Für Ärger sorgt auch, dass in den vergangenen Jahren die Bundes- und EU-Politik mit ihren Gesetzesvorhaben regelmäßig die Vereinbarungen des Niedersächsischen Weges unterlaufen haben. Hier vermissen die Landwirte ein Gesamtkonzept von Ländern, Bund und EU.
Leider nahmen nur wenige Vertreter aus der Kommunalpolitik teil. Auch das Landwirtschafts- und das Umweltministerien in Hannover sowie die Naturschutzverbände zeigten -anders als in den zurückliegenden Jahren- kein Interesse an einem fachlichen Austausch mit den Landwirten.

Landvolk Weserbergland, 24. Juni 2023