Bad Eilsen. Der rheinländische Bauern-Blogger "Bauer Willi" ist spätestens seit der Initiative der grünen Kreuze längst nicht mehr nur Bauern ein Begriff. Auch in Medienhäusern und Parlamenten hört man ihm gerne zu. Gestern sprach er auf der Generalversammlung des Raiffeisen-Landbundes (RLB) zum Thema Kommunikation.

Zunächst aber gaben RLB-Vorstandsmitglied und -Geschäftsführer Marco Gottschalk und Andreas Rath Einblicke in das vergangene Geschäftsjahr der Agrargenossenschaft. Zu kämpfen hatte man mit deutlichen Ernteeinbußen. Beim Getreide beliefen sich die Rückgänge auf 20 Prozent, beim Raps auf 20 bis 40 Prozent und beim Körnermais sogar auf bis zu 50 Prozent. Durch Lagerungen alter Bestände konnten diese Negativauswüchse allerdings in Grenzen gehalten werden. Generell, präsentierte Gottschalk, sei der RLB durch seine hohe Eigenkapitalsquote stark aufgestellt. Und dies wäre auch durch die "brutal veränderten Marktbedingungen" notwendig, "um den Wandel in der Landwirtschaft zu überstehen".

Zum Thema des Wandels sprach denn auch der Hauptredner des Abends, "Bauer Willi", der eigentlich Willi Kremer-Schillings heißt. Vor den knapp 300 anwesenden RLB-Genossenschaftsmitgliedern und Interessierten im Bad Eilsener Palais erklärte er vorab biographisch, wie sein persönlicher "Wandel" begann. So habe er sich immer mehr über seine Nachbarn aus einem Neubaugebiet geärgert, die nicht zwischen Wiese und Weizen unterschieden hätten - mit der Konsequenz von platt getretenen Ähren. Eine Katastrophe für einen Bauern, der auf die Ernte angewiesen ist! Er schrieb also einen Brief an seine Nachbarn, um seinem Ärger Luft zu machen. Und: Um damit aufzuklären. Die Resonanz über den auf einer Online-Plattform veröffentlichten Brief sei für ihn seinerzeit "phänomenal" gewesen. Doch dabei blieb es nicht. Es folgte ein zweiter Brief - dieses Mal an den Verbraucher gerichtet. Rumps! Dessen Resonanz übertraf den ersten Brief nochmal um ein zigfaches; "Bauer Willi" war geboren.

Als bloggender Bauer veröffentlicht er nun regelmäßig auf den unterschiedlichsten Kanälen seine Meinung, die immer ehrlich sei und deshalb manchmal auch etwas weh tue. Zum Stand der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit befand Kremer-Schillings: "Die Bürger mögen Landwirte, aber sie mögen die Landwirtschaft nicht." Der Bürger mag es, wenn ihm der Landwirt helfe, beispielsweise um Muttererde zu transportieren, beim Thema Massentierhaltung oder Glyphosat sei es mit der Sympathie dann aber schnell vorbei. Warum das so ist? Das wußte der Rheinländer auch: "Einfache Lügen haben es einfacher als komplizierte Wahrheiten." Deshalb sei für ihn klar: "Der Andersdenkende ist kein Idiot - er erschafft sich nur seine eigene Wirklichkeit."

Zum Ende seiner mehr als einstündigen Rede riet er allen Bauern, die ja nun auch Unternehmer seien: "Unternehmt etwas!" Sein Rezept: "Kreative Kommunikation." Also das Rezept, das auch den Erfolg der grünen Kreuze bescherte.